Märkte am Lago Maggiore

Sorry Männer, aber da müsst ihr jetzt durch …

Die italienischen Wochenmärkte sind legendär. Und das nicht zu unrecht. Am Lago Maggiore werdet ihr schnell feststellen, dass der stationäre Handel zwar richtig viel bietet, der größte Teil der alltäglichen Waren aber über die Märkte den Besitzer wechselt. Und das hat einen einfachen Grund: Die Gegend war vor allem in früheren Zeiten viel zu zersiedelt und die Infrastruktur zu schlecht. Ein Auto konnte sich keiner leisten. Die Menschen hatten so kaum Gelegenheit, für ihre Einkäufe in die nächst größere Stadt zu fahren, um ihre Besorgungen zu machen.

Also kamen die Händler eben in die Dörfer auf die Wochenmärkte. Und die haben sich rund um den Lago Maggiore zu den größten ihrer Art in Italien gemausert.

Lebensmittelstände am Markt
Die Auswahl an Lebensmitteln ist beeindruckend – die Qualität in der Regel auch

Die traditionellen Märkte haben sich bis heute gehalten und zum Publikumsmagnet entwickelt. Im Sommer kommen Tagestouristen nur zum Marktbesuch aus mehreren hundert Kilometern Entfernung. Vor allem aus der Schweiz und Süddeutschland. Für die Touristen sind vor allem Kleidung, Schuhe, andere Lederwaren und Gimmicks (heute ‚Gadgets‘) interessant. Italiener stürzen sich in erster Linie auf die Lebensmittel, die hier in bester Qualität angeboten werden. Auch ich decke mittlerweile meinen Bedarf an Wurst, Schinken, Käse, Obst und Gemüse zum größten Teil am Markt. Aber auch Textilien, Schuhe und andere Dinge können hier in toller Qualität zu günstigen Preisen gefunden werden. Deutsche Textilketten sehen mich schon länger nicht mehr in ihren Läden.

Es gibt einfach ALLES auf dem Markt

Auf ein kleines Problemchen will ich aber hinweisen: Nicht alle Händler sind gleichermaßen seriös. Oft sind die teuersten auch die mit der schlechtesten Qualität. Und vor allem zur Hochsaison mischen sich viele schwarze Schafe unter die traditionellen Marktbetreiber. Wenn wir im Winter den Markt besuchen, fehlt fast ein Drittel der Stände – nämlich die, die davon leben, Touristen auszunehmen. Und im Winter gibt’s keine Touristen, da lohnt sich die Arbeit nicht.

Aber wie erkenne ich die guten Händler?

Es gibt ein paar Grundregeln, die ihr beherzigen solltet – dann kann eigentlich nichts schief gehen:

  • Die großen, professionellen Stände sind keine schlechte Wahl. Schnäppchen macht ihr hier zwar keine, aber ihr lauft auch nicht Gefahr, betrogen zu werden.
  • Vor allem im Randbereich der Märkte finden sich oft Stände mittlerer Größe, die weniger professionell wirken und ihre Ware in großen Mengen anbieten – teils sogar direkt aus Gitterboxen heraus, in großen Wühltischen oder hohen Stapeln. Das sind traditionelle Händler, die bei sehr akzeptabler Qualität ein hervorragendes Preis-Leistungsverhältnis bieten. Hier kaufen die meisten Italiener ein. Und keine Angst, wenn die schicke Winterjacke nur 8,- Euro kostet – sie hält trotzdem zwei Winter bei täglichem Tragen und zieht in Deutschland bewundernde Blicke auf sich.
  • Allgemein ist es immer ein sehr gutes Zeichen, wenn Stände von Italienern frequentiert werden. Denn die haben durch regelmäßige Besuche und Käufe einfach die Markterfahrung, die euch noch fehlt.
  • Händler, die ihre Ware zu laut und zu forsch anbieten, sind auf Touristenfang. (Lebensmittel-)Proben anzubieten ist in Italien üblich und kein Zeichen für mangelnde Seriosität. Aber auch hier gilt: Der Ton macht die Musik. Bietet euch ein Händler freundlich und mit sichtbarem Stolz seine neue Salami an, greift zu! Fühlt ihr euch bedrängt, geht weiter!
  • Die Sache mit der Preisauszeichnung … Viele Stände haben keine Preisschilder. Und das ist erst mal schwierig zu werten. Hier gibt es zwei Möglichkeiten. Die erste: Wenn ihr euch die Jacke anschaut, kommt sofort der Verkäufer gerannt, bedrängt euch und nennt einen Preis. Das heißt, er hat euch treffsicher als Touristen erkannt und verlangt viel zu viel. Finger weg! Bedankt euch höflich und geht weiter. Die zweite: Ihr dürft in Ruhe schauen, der Verkäufer fragt höchstens, ob er euch noch andere Modelle zeigen kann und welche Größe ihr habt. Er versucht höflich, mit euch ins Gespräch zu kommen. Erst, wenn ihr nach dem Preis fragt, bekommt ihr Auskunft. Und seid vielleicht sogar überrascht, dass das Teil viel günstiger ist als erwartet. Dann könnt ihr zugreifen.
  • Ihr werdet schnell bemerken, dass einige Bekleidungsstände von Asiaten geführt werden. Hier meine klare Empfehlung! An diesen Ständen habe ich bisher nur die beste Qualität zu konkurrenzlos günstigen Preisen bekommen. Natürlich ist das Importware – die aber in Bestform. Kein Vergleich zu dem, was deutsche Textilketten im niedrigen und mittleren Preissegment anbieten.
  • Ja, es werden am Markt auch sehr hochwertige und teure Waren angeboten. Da kann eine Lederjacke schnell mal 500,- Euro kosten, die Wanderschuhe sogar 600,- Euro. Und das können die Sachen durchaus auch wert sein. Aber im Ernst – würdet ihr diesen Preis bezahlen ohne Garantie und die Möglichkeit zur Reklamation? Für mich ist der Markt eine Möglichkeit, mich günstig mit Alltagsgegenständen und Lebensmitteln einzudecken, Geldanlagen tätige ich woanders.

Jetzt aber hinein ins Getümmel.

Diese Märkte sind von Trarego-Viggiona aus leicht erreichbar und immer einen Besuch wert:

Cannobio – großer Wochenmarkt jeden Sonntag 8 bis 13 Uhr

Der Markt von Cannobio ist legendär und zieht Besucher aus der ganzen Schweiz und Süddeutschland an. Die komplette Uferpromenade und die großen Plätze am See sind gefüllt mit Ständen, die wirklich alles bieten. Leider ist der Markt im Sommer oft gnadenlos überfüllt. Und viel mehr noch die Parkmöglichkeiten. Deshalb besuche ich Cannobio am Sonntag nur zu Fuß ab Trarego-Viggiona wie in Tour 6 beschrieben.

Gemüsestand
Für mich ist das Lebensmittelangebot am wichtigsten.

Mein Geheimtipp für den Markt: Direkt am Kreisverkehr, wo der Lebensmittelmarkt beginnt, ist ein kleiner Imbisstand, der neben anderen Leckereien auch Porchetta im Brötchen verkauft – das typisch italienische Spanferkel aus dem Holzofen. Die dünnen Scheiben Fleisch werden direkt vom ganzen Spanferkel geschnitten, nochmal angeröstet und nach Wunsch mit Paprika und Zwiebeln in einem Pannino angeboten. Ich kenne selbst Vegetarier, die sich das nicht entgehen lassen und gerne ein paar Minuten für die Delikatesse anstehen. Aber vergesst nicht, vor dem Anstehen an der Kasse zu bezahlen, sonst müsst ihr nochmal zurück und ein zweites mal mit knurrendem Magen warten.

Cannero-Riviera – der kleine Wochenmarkt jeden Freitag 8 bis 12 Uhr

Es gibt eigentlich keinen besonderen Grund, extra nach Cannero-Riviera zu fahren, um den Markt zu besuchen. Dafür ist er zu klein und bietet zu wenig. Wer aber in Cannero und Umgebung wohnt und sich vor dem Wochenende noch schnell mit Lebensmitteln eindecken möchte, wird hier gut bedient. Denn Cannero bietet sonst nur wenig Einkaufsmöglichkeiten. Auf dem kleinen Markt ist der Einkauf stressfrei und schnell erledigt. Selbst die Parksituation ist entspannt, obwohl der Markt einen Teil des Parkplatzes vor dem örtlichen Carrefour-Supermarkt im Zentrum beansprucht.

Verbania-Intra – großer Wochenmarkt jeden Samstag 9 bis 16 Uhr

Dieser Markt ist meine Top-Empfehlung. Er bietet alles, was ein italienischer Wochenmarkt bieten kann und ist nach meiner Einschätzung sogar noch etwas größer als der in Cannobio. Er ist zwar nicht so schön am See gelegen und der Porchetta-Imbiss ist hier auch nicht vertreten, dafür bietet er andere Vorteile:

Oliven-Stand
Die Auswahl ist riesig.
  • Das Einkaufen gestaltet sich hier etwas entspannter, da ihr nicht nur leichter einen Parkplatz findet. (Meine Empfehlung: Fahrt die Via Brigata Valgrande Martiri entlang vom See weg. Früher oder später findet ihr hier linkerhand einen kostenlosen Parkplatz an der Straße – Hierzu findet ihr eine Markierung in der Shopping-Karte, siehe unten.) Der Markt ist auch nicht so eng und überfüllt wie der in Cannobio. Also eher Männer-freundlich.
  • Den Marktbesuch könnt ihr gleich kombinieren mit einem Einkaufsbummel durch die schöne Altstadt von Intra, die mehr Shoppingmöglichkeiten bietet als jede andere Stadt am See. Also eher Frauen-freundlich.
  • Intra bietet auch mehr und bessere Einkehr-Möglichkeiten als die anderen Städte. Einem gemütlichen Mittagessen mit einem Glas Wein oder Bier in einem der vielen guten und günstigen Restaurants in den Seitenstraßen steht so nichts im Weg. Also wieder eher Männer-freundlich.
  • Wenn ihr Glück habt, ist zeitgleich vorne an der Uferpromenade der Kunst- und Spezialitätenmarkt, der auch Samstag Vormittag, aber unregelmäßig stattfindet. Hier werden Lebensmittel-Spezialitäten, Kunsthandwerk und andere interessante Dinge direkt vom Kleinerzeuger selbst angeboten. Das ist jetzt aber was für Männer und Frauen!

Luino – der größte Markt Italiens jeden Mittwoch 9 bis 16:30 Uhr

Groß ist er, der Wochenmarkt in Luino. Und natürlich bietet er auch alles, was das Marktbesucherherz begehrt. Aber für meinen Geschmack ist das etwas zu viel. Man muss schon echter Markt-Fan sein und fast den ganzen Tag opfern, um alle Angebote zu sehen. Dann aber kann man hier sein Paradies finden: Die gesamte Altstadt von Luino ist am Mittwoch nur eines: Markt! Da ihr von Cannobio, Cannero-Riviera oder sogar Verbania aus leicht mit dem Schiff nach Luino kommt, ist auch das Parkplatzproblem vernachlässigbar. Nur müsst ihr die Einkäufe dann auch übers Schiff nach Hause schleppen. Ich fange jetzt aber nicht wieder an mit Männer- oder Frauen-freundlich 😉

So findet ihr zu den Märkten

Bevor ich jetzt anfange, euch zu beschreiben, wie ihr zu den Märkten findet, habe ich eine Karte erstellt, auf der ich nach und nach all meine Shopping-Empfehlungen eintragen werde. Die Märkte sind bereits eingezeichnet.

Die Shopping-Karte findet ihr unter shoppingkarte.rustico.info.

Die Bedienung der Karte erfolgt analog zur Wanderkarte, für die ich diese Anleitung geschrieben habe. Damit könnt ihr dann z. B. Parkplätze oder andere Kategorien ein- und ausblenden.


Noch ein paar Hinweise und Tipps zum Einkaufen auf dem Markt

  • Norditalien ist noch nicht wirklich Südeuropa. Deshalb ist Handeln auch am Markt absolut ausgeschlossen! Es gibt zwar Anbieter, die sich aufs Handeln einlassen. Das sind aber in der Regel die weniger seriösen. Für alle anderen ist es wie beim Einkauf in stationären Geschäften eine Beleidigung, wenn jemand versucht, die Preise zu drücken.
  • Vorsicht bei Markenfälschungen! Wenn die Chanel-Sonnenbrille oder Yves-Sait-Laurent-Tasche vom Verkäufer unter dem Tresen hervorgezogen wird, viel zu billig ist und nur Touristen angeboten wird, ist es eine Fälschung. Für euch kein Problem, wenn der Preis stimmt? Falsch! Nicht nur das Angebot sondern auch der Kauf gefälschter Ware ist in Italien strafbar. Und die Strafen hinterlassen Eindruck. Es ist wie mit den Verkehrsregeln: Man kann in Italien oftmals parken und fahren wie man will, ohne erwischt zu werden. Wird man aber erwischt, wird’s gleich richtig teuer. So auch beim Kauf von gefälschten Taschen, Brillen, Uhren oder CDs. Bis zu 10.000 Euro Bußgeld sind laut Gesetz dafür vorgesehen, mindestens 1.000 Euro pro Einkauf. Selbst wenn ihr glaubhaft versichert, dass ihr die Ware für echt gehalten habt und der Preis dem nicht widerspricht, ihr also genauso viel bezahlt habt wie für echte Markenware, sind immer noch 100 € Strafe fällig. Das Delikt nennt sich dann incauto acquisto (unbedachter Einkauf). Für die Verkäufer sind die Strafen ungleich höher und vergleichbar mit bewaffnetem Raub in Deutschland.
  • Nochmal Markenfälschungen: Fußball-Trikots oder Fahrrad-Bekleidung sind oft den Originalen nachempfunden, ohne jedoch die Herstellermarken abzubilden. Damit sind diese Angebote legal – und beispielsweise als Mitbringsel für Kinder immer ein Hit. Meine regelmäßig erstandenen Buffon-Trikots werden mir allerdings immer von meiner Freundin abgebettelt …
  • Seriöse italienische Händler haben Spaß an ihrer Arbeit und zeigen das auch. Sie sind freundlich, reden gerne und freuen sich, wenn auch Touristen ihnen mit Respekt begegnen. Egal, ob ihr italienisch sprecht oder nicht, seid freundlich. Ein Lächeln bringt gute Laune – und oft sogar einen Preisnachlass.
  • Solltet ihr mal keine Lust auf Markt haben, macht es Sinn, die betreffenden Städte an Markttagen zu meiden. Der Markt dominiert alles: Parksituation, Straßenverkehr, Restaurants. An Markttagen solltet ihr in Cannobio oder Verbania gut 20 Minuten mehr für die Durchfahrt einplanen. Das gilt in besonderem Maße nach Marktende, wenn alle Besucher und Marktstände die Städte wieder verlassen wollen.

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