Tour 9: Monte Zeda

Mit dieser Tour nähern wir uns dem anspruchsvolleren Gelände am Rand des Val Grande. Hier geht ihr über einige Passagen, die eindrucksvoll vor Augen führen, dass wir uns im alpinen Gelände bewegen. Und dass der Alpenhauptkamm mit seinen unzähligen Viertausendern näher ist, als vom Österreich-Urlaub gewohnt.

Panorama Monte Zeda
Blick vom Monte Zeda Richtung Süden

Diese Tour verlangt euch mehr ab als die bisher beschriebenen Wege. Dafür belohnt euch der Monte Zeda bei gutem Wetter mit einem Rundum-Blick, der vom Lago Maggiore über die fernen Seealpen und ins Val Grande bis zu den Königen der Westalpen reicht. Monte Rosa, Matterhorn, Täschhorn, Dom, Monte Leone, Aletschhorn, Jungfrau, Mönch, Finsteraarhorn, Schreckhorn, Gran Paradiso. Sogar der Monte Viso ganz im Süden ist an klaren Tagen zu sehen. Hattet ihr jemals so einen Weitblick von einem Berg, der gerade mal 2.156 Meter hoch ist?

Panorama Monte Zeda
Hinter dem Nationalpark Val Grande türmen sich die Viertausender der Westalpen auf.

Für die Tour auf den Monte Zeda empfehle ich, mit dem Auto bis mindestens Il Colle zu fahren. Besser bis zu einem der Parkplätze, die sich rund um den Monte Bavarione befinden. Wer sich traut, kann sogar auf der unbefestigten Straße bis zum Passo Folungo fahren. Das kann aber vor allem in der Hochsaison stressig werden, da es bei Gegenverkehr nur wenige Ausweichmöglichkeiten gibt.

Auf der Karte habe ich zwar auch einen Zustieg ab Trarego eingezeichnet, der zum größten Teil eben über breite Wege bis zum Passo Folungo führt. Aber hierfür ist dann bereits ein gutes Maß an Kondition erforderlich.

Der Zustieg ab Passo Folungo bis zum Monte Zeda sollte für jeden, der sich auf steilen, steinigen Pfaden routiniert bewegt, in 3:00 h machbar sein. Für den Abstieg eine Stunde weniger. Wer weiter vorne parkt, sollte jeweils 0:30 bis 1:00 h länger einplanen. Für die Strecke ab Trarego macht es wenig Sinn, eine Zeitspanne anzugeben, da dies zu sehr von eurer Kondition und Übung abhängt. Ich schaffe die ganze Strecke bis zum Gipfel leicht in 3:00 h, andere brauchen weit mehr als das Doppelte.

Gute, mindestens mittelschwere Bergschuhe sind hier Pflicht – Turnschuhe reichen bei weitem nicht aus für den letzten Anstieg auf den Monte Zeda. Geübte kommen mit stabilen Approach-Schuhen ebenfalls gut zurecht, zumal damit die langen ebenen Passagen schneller bewältigt werden können.

Und wer das Ganze gemütlicher angehen möchte oder sogar einen noch weiteren Anstieg plant, z. B. vom See aus, hat auch die Möglichkeit, in einer der Schutzhütten zu übernachten. Bei wenig Komfort aber beeindruckender Atmosphäre. Und natürlich kostenlos. Dazu aber später mehr.

Los geht’s am Passo Folungo

Der Weg bis zum Passo Folungo führt mit dem Auto nördlich am Monte Bavarione vorbei. Wer bereits vor dem Monte Bavarione parkt, sollte zu Fuß die (für Kfz gesperrte) Straße südlich des Monte Bavarione wählen. Der Weg ist eben, sonnig, schön zu gehen und bietet über die gesamte Strecke eine schönere Aussicht als der nördliche Weg durch dichten Wald.

Der Blick zurück von Pian Vadà auf die alte Militärstraße

Am Passo Folungo bieten sich dann zwei Alternativen: Entweder auf der alten Militärstraße über weite Serpentinen hinauf zum Pian Vadà oder der direkte Pfad am Grat entlang nach oben. Dieser Weg wird dann aber im oberen Drittel sehr steil und felsig – auf der Karte orange gekennzeichnet. Die schwierigeren Stellen sind zwar mit Ketten gesichert, erfordern jedoch etwas Erfahrung mit (Kletter-)Steigen. Da der Pfad aber immer wieder die Kehren der Militärstraße tangiert, kann dieser steile Teil umgangen werden, indem man ab der zweiten Kehre auf den besseren Weg ausweicht.

 

Bivacco Pian Vadà

Bivacco Pian Vadà
Die kleine Hütte des Bivacco Pian Vadà ist frei zugänglich.

Am Ende der Militärstraße trefft ihr auf die Schutzhütten des Bivacco Pian Vadà. Die große Hütte ist den Mitgliedern des Italienischen Alpenvereins, des CAI, vorbehalten und deshalb verschlossen. Die kleine Hütte dagegen bietet in einem winzigen Zimmer mit einem Stockbett Schlafgelegenheit für drei Personen. Mehr aber auch nicht. Es gibt zwar vor der Hütte einen Wasserhahn, das war’s aber auch schon. Auf Koch- und Sitzgelegenheit muss man hier verzichten. Deshalb empfehle ich für geplante Übernachtungen das Bivacco der Alpe Forna am Nordhang des Monte Zeda.

Am Pian Vada ist die alte Militärstraße zwar noch nicht zu Ende, aber nicht mehr als solche erkennbar. Sie wird in Richtung Monte Zeda immer schmaler, führt aber komfortabel und ohne große Steigungen bis an den Ostgrat des Monte Zeda.

Pian Vadà Monte Zeda
Das letzte flache Stück vor dem steilen Anstieg zum Gipfel

Bis zum Gipfel wird’s wieder steinig

Für den letzten steilen Anstieg bis zum Gipfel habt ihr wieder zwei Möglichkeiten. Entweder direkt über den Ostgrat hinauf. Ausgesetzt, steil, steinig und mit durchgängiger Absturzgefahr. Dafür ein echtes Erlebnis für jeden, der sich traut. Wer es ein bisschen bequemer und sicherer mag, nimmt den Weg, der zuerst die Südflanke quert und dann über den Südostgrat bis zum Gipfel führt. Aber auch dieser Weg setzt Trittsicherheit und Kondition voraus.

Gipfelkreuz Monte Zeda
Geschafft!

Die letzten 500 Meter zum Gipfel haben es in sich – egal von welcher Richtung ihr aufsteigt. Und der greifbar nahe Gipfel nähert sich enttäuschend langsam. Aber das Ergebnis versüßt die Anstrengung – denn der Monte Zeda beschert euch echtes Gipfelglück, wie es sonst nur deutlich höhere Berge bieten.

Für den Abstieg empfehle ich generell die Südwest-Variante mit Querung der Südflanke. Schont die Knie beim Abstieg. Außerdem verzeiht diese Variante auch eher einen Ausrutscher, da hier kaum Absturzgefahr besteht.

Bivacco Alpe Forna

Alpe Forna
Alpe Forna – ganz links im Bild
Bivacco Alpe Forna
Bivacco Alpe Forna – wer hier übernachtet, braucht keinen Fernseher.

Wer jetzt noch Lust und noch genügend Ausdauer hat, kann einen Abstecher zum Bivacco Alpe Forna machen. Der Abstieg in die Nordflanke des Monte Zeda ist ein Erlebnis für sich.

Steig zur Alpe Forna
Der Steig führt durch die Felswand hinab.

Der extrem steile Pfad wurde vor hunderten Jahren in den Fels geschlagen, um die Kühe über den Pass zu treiben. Kaum vorstellbar, wie Kühe das geschafft haben, was heute selbst geübten Wanderern eine Gänsehaut verpasst. Ein falscher Tritt, ein Ausrutscher genügen hier, um sich unvermittelt in echter Gefahr zu befinden. Für geübte Bergsteiger aber ein kleiner Geheimtipp. Auch als Ausgangspunkt für Touren ins obere Val Grande eignet sich das Bivacco Alpe Forna, wenn ihr hierfür die nötige Klettererfahrung mitbringt. Vielleicht stelle ich dazu bald noch eine eigene Tour ein.

Bescheidener Komfort in den Hütten

Alpe Forna bietet in zwei frei zugänglichen Hütten kostenlose Übernachtungsmöglichkeiten auch für größere Gruppen. Ein offener Kamin, Gasherd und Sitzgelegenheiten versprechen fast schon bescheidenen Komfort in dieser verlassenen Gegend.

Den weiteren Rückweg könnt ihr ganz nach Belieben angehen – steiler oder flacher, sonnig oder im Schatten. Wer den Monte Bavarione auch mal auf der Nordseite passieren möchte, kommt unweigerlich an der Alpe Archia vorbei, einem bewirteten Agritourismo, wo frische hausgemachte Spezialitäten auf euch warten. Eine eher ungewohnte, schnörkellose und urig italienische Variante der bewirteten Berghütte.

Ein paar Hinweise zum Schluss

  • Verpflegung nicht vergessen. Vor allem genügend Wasser sollte immer dabei sein.
  • Am Gipfel freut ihr euch selbst im Hochsommer über eine mitgebrachte Jacke.
  • Fotoapparat nicht vergessen!
  • Vorsicht bei Wegen, die ich nicht auf der Karte aufgeführt habe. Die sind zwar auf manchen Karten eingezeichnet, verlangen aber oft Kletterkenntnisse, die weit über das hinausgehen, was ‚meine‘ Wege voraussetzen. Vor allem die Steige entlang der Grenze des Val Grande Richtung Norden sind nur etwas für Bergsteiger, die es sich zutrauen, auch im unteren dritten Schwierigkeitsgrad ungesichert zu klettern.
  • Wenn ihr in einer der Hütten übernachten solltet, findet ihr sicher auch die Kassen mit einem Spendenaufruf zu Gunsten des Nationalpark Val Grande. Ich rate aber davon ab, Geld in die Kassen zu stecken, da die Büchsen regelmäßig aufgebrochen werden. Wenn ihr etwas für die Benutzung der Hütten spenden möchtet, macht ihr das besser per Überweisung auf das Bankkonto der Parkverwaltung, Verwendungszweck ‚Donazione‘.

Die Wanderkarte für PC, Tablet oder Smarphone findet ihr unter wanderkarte.rustico.info

In meinem Beitrag ‚Anleitung zur Karte‘ findet ihr eine Beschreibung, wie ihr die Karte bestmöglich nutzen könnt.

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