Wandern rund um Trarego-Viggiona

Gibt es noch einen echten Geheimtipp für Naturliebhaber und Wanderfreunde? Diese Frage solltet ihr euch selbst beantworten, wenn ihr ein paar Tage hier am westlichen Lago Maggiore verbracht habt.

Denn wer gerne wandert und dabei nicht unbedingt autobahnähnlich ausgebaute Wanderwege braucht, kann hier sein Paradies finden. Allein das Gemeindegebiet von Trarego-Viggiona bietet so viele Möglichkeiten zu kurzen Spaziergängen oder Ganztagestouren, dass ein Urlaub gar nicht ausreicht, um alles auszuschöpfen.

Aber die Gegend bietet noch mehr: denn die Gemeinde grenzt direkt an den größten Nationalpark Italiens, das Val Grande mit seiner unfassbaren Natur, die erst nach und nach touristisch erschlossen wird. Dafür auf eine ganz besondere, naturnahe und ruhige Weise.

Beeindruckende Vielfalt

In einer Bergtour vom maritimen Klima in Regionen, die wie Hochgebirge anmuten. Wander- und Klettermöglichkeiten in allen Schwierigkeitsgraden. Und eine Tier- und Pflanzenwelt, die in ihrem Artenreichtum selbst auf mich immer wieder wie ein kleines Wunder wirkt – Das ist das Val Grande und die abgelegenen Regionen von Trarego-Viggiona.

Rucksack-Touren
Auch mehrtätige Touren sind ohne Bettenreservierung möglich, da die Selbstversorgerhütten frei zugänglich sind.

Nur wenige Kilometer von den Touristenzentren Cannobio oder Cannero-Riviera entfernt trifft man auf eine fremde Welt. Selbst in der Hochsaison erschrickt man fast, wenn man auf andere Wanderer trifft, so schnell gewöhnt man sich an die Ruhe dieser Berge.

Doch die Einsamkeit hat ihren Preis

Es muss ja einen Grund haben, warum die Gegend noch so ursprünglich und exklusiv ist. Und diesen Grund beschreibt eine Begegnung ganz gut, die ich vor drei Wochen hatte. Ich wollte mit meiner Freundin nur kurz zu Fuß ins Dorf, ein paar Lebensmittel einkaufen. Da trafen wir auf ein Paar, das etwas hilflos vor einem der Wander-Wegweiser stand. Wanderschuhe, Rucksack, eine Wanderkarte in der Hand und fragende Blicke.

In einem kurzen Gespräch wurde schnell klar, dass die beiden einfach gerne eine Wanderung gemacht hätten, aber mit den Wegweisern, den Wegen, der Karte und der Unsicherheit überhaupt nicht klar kamen. Schon am Vortag mussten sie die Wanderung abbrechen, weil der Weg immer schlechter wurde und sie nicht wussten, wie es weiter geht. Ich habe sie dann kurzerhand erschlagen mit Empfehlungen für eine Tour auf den Monte Spalavera, einen Spaziergang auf die Cima di Morissolo, eine Wanderung zum Monte Tondone … soooo viele schöne Touren, man muss nur wissen, wie und wo und überhaupt …

Wegweiser Trarego-Cheglio
Die Wegweiser stammen oft noch aus dem Mittelalter.

Ich wusste nicht, ob sie meinen Beschreibungen überhaupt folgen konnten, aber sie sind zumindest in die richtige Richtung weiter gegangen. Wir in die andere. Zwei Tage später haben wir die beiden an genau der gleichen Stelle wieder getroffen. Und sie waren begeistert, überwältigt, voller Tatendrang und ohne jeden Zweifel, dass die Tour, die sie heute machen wollten genauso toll wird wie die erste aus meinen Empfehlungen, die sie vor zwei Tagen tatsächlich gemacht haben. Meine wenigen Tipps haben den beiden geholfen, den Einstieg zu finden.

Pfadfinder sind im Vorteil

Das ist das (kleine) Problem von Trarego-Viggiona. Dieses Paradies muss man sich erarbeiten. Es gibt keine verlässlichen Karten oder Tourenführer. Wenn ihr die Wanderregionen Österreichs oder der Schweiz kennt, stellt euch der Südrand der Alpen vor ein paar neue Herausforderungen. Wege sind schlecht markiert oder gar nicht. Aus einer breiten Mulattiera (Maultierweg) wir ein schmaler Pfad, die ehemalige Militärstraße ist nicht mehr zu finden etc.

Doch ab heute ändert sich das!

Das war einer der wichtigsten Gründe, warum ich rustico.info ins Leben gerufen habe: Über zehn Jahre haben mein Bruder und ich Wege „gesammelt“. Von kurzen Spaziergängen in leichten Turnschuhen bis zu 5-Tages-Touren mit Kletterei und Wildnis pur. Der Schwerpunkt liegt aber auf Wanderungen, die auch mit leichteren Wanderschuhen in wenigen Stunden zu schaffen sind. Und die euch an Plätze führen, die ein unbeschreibliches Panorama bieten. Mit Blick über den See bis zu den Viertausendern der Walliser Alpen.

Morissolo-Ostgrat
Aufstieg auf die Cima di Morissolo im Winter – Unten am See (Bildmitte) liegt Cannero-Riviera

Alle Wege wurden mit Garmin-GPS-Geräten aufgezeichnet und warten jetzt darauf, bearbeitet, aufbereitet und mit einer Wegbeschreibung hier veröffentlicht zu werden.

Meine Wegbeschreibungen werde ich hier nach und nach als Blog-Beiträge um weitere Touren ergänzen. Für die Routen habe ich eine Karte erstellt, die ihr ausdrucken oder sogar für eine Routenführung am Smartphone nutzen könnt.

Die Wanderkarte für PC, Tablet oder Smarphone findet ihr unter wanderkarte.rustico.info

In meinem Beitrag ‚Anleitung zur Karte‘ findet ihr eine Beschreibung, wie ihr die Karte bestmöglich nutzen könnt.

Viel Spaß beim Erkunden der Gegend. Und vergesst nicht, genügend Wasser und Proviant mitzunehmen – die Versorgungslage im Hinterland des Lago Maggiore ist nicht unbedingt perfekt, das Angebot an bewirtschafteten Hütten und Restaurants lückenhaft. Oder, um ehrlich zu sein, nicht existent 😉

Die Touren findet ihr in der Blog-Kategorie Wandern > Touren oder über den Beitrag Schnellzugriff auf die Touren.

Kamera nicht vergessen!

2 Kommentare

  • Heide Alba

    Ich komme seit 1967 jedes Jahr mehrfach nach Trarego, sozusagen in meine zweite Heimat, weil meine angeheiratete Familie von hier ist. Das ist und bleibt für immer mein Sehnsuchtsort.
    Es gibt so unglaublich viel hier zu entdecken und es ist immer wieder unglaublich in seiner Schönheit und „Semplicita“.
    Vielen Dank für Ihrer großartige Arbeit! Ich bin sehr beeindruckt. Wer so etwas macht und sich so viel Mühe gibt, muss diese Gegend mindestens so lieben wie ich.
    Danke, das ist wirklich sehr bemerkenswert.
    Liebe Grüße
    Heide Alba

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